Bendfeld.de Irland 2002 Tag 12
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Tag 12: Von Kells nach Blessington (155 km) |
Am Abend zuvor war uns mit Wehmut
klar geworden, daß wir das Gelobte Land bald wieder verlassen müssen.
Das Frühstück dauerte etwas länger, da wir uns sehr angenehm
mit einem australischen Paar über dies und das unterhalten hatten.
Unseren vorletzten Tag in Irland
begannen wir mit mehreren Sehenswürdigkeiten in Kells, wo wir auch übernachtet
hatten. Den Anfang machte die St. Columba´s Church, auf dem Grundstück
stand einst das Kloster von Kells. Der alte Rundturm
aus dem 9. Jahrhundert und mehrere Steinkreuze zeugen noch davon.
Ein paar Meter weiter, in der Church Lane, steht das St.
Colum Cille´s House aus dem 10. Jahrhundert, wo das Book of Kells
vollendet worden sein soll, nachdem es von der Schottischen Insel Iona nach
Kells gebracht worden war. Am Eingangstor befindet sich ein Schild "Key
from Mrs. Cardigan, church view". An sich nichts Ungewöhnliches für
Irland. Wir gingen also zurück zu der Kirche, in deren Sichtweite sich
allerdings mindestens 10 Häuser alle ohne Türschilder befanden. Eine
freundliche Dame wies uns das richtige Haus, übrigens das Grüne, gleich
gegenüber den Metallpflöcken. Leider war Mrs. Cardigan aber nicht
zugegen und eine andere Frau fragte uns, ob wir nicht nachmittags wiederkommen
könnten. "Unfortunately not!" Wir begnügen uns mit einem
Foto über die Grundstücksmauer hinweg und sahen uns noch ein weiteres
Hochkreuz vor der Touristeninformation an, wo wir die Australier vom Frühstück
wiedertrafen.
Von
Kells aus fuhren wir dann Richtung Slane, um uns dort die Ganggräber von
Knowth und Newgrange
anzusehen. Beide haben ein gemeinsames Besucherzentrum, das Brú na Bóinne
Visitor Centre, in der Nähe von Slane. Ganz im amerikanischen Stil bekommt
man dort zwei Aufkleber ans Revers
gepappt, auf denen die jeweiligen Abfahrtszeiten nach Knoth und Newange stehen.
Die Anlagen dürfen, obwohl über öffentliche Straßen erreichbar,
nur mit dem Bus angefahren werden. Sehe ich diese Maßnahme beim Glenveagh
National Park noch ein und halte sie dort der Erhaltung des Parks wegen für
sinnvoll, so ist sie hier absoluter Schwachsinn. Der Besuch der beiden Ganggräber
kostet uns 3 1/2 Stunden, für die beiden Gräber, die gerade 2 km auseinander
liegen.
Überhaupt ist mir die ganze Veranstaltung dort viel zu touristisch und
an den Gräbern ist auch nicht mehr viel original.
Von Slane aus fuhren wir zum Hill
of Tara, dem ehemaligen Sitz der "Highkings", die in der zu ihrer
Zeit größren Banketthalle das feis ausrichteten, ein jährlich
stattfindendes Fest mit einer Vielzahl von einzelnen Feiern. Übrigens soll
sich hier die Sage von Grania und Diarmud zugetragen haben, auf der meine Lieblings-Tanzshow
"Dancing on Dangerous Grounds" von und mit Colin
Dunne und Jean Butler basiert. Der Sage nach soll sich Grania, die Tochter
des Hohekönigs, hoffnungslos in Diarmud, den besten Krieger der Fiannas,
verliebt haben. Leider
passierte das auf ihrer eigenen Hochzeit mit Finn McCool, dem Anführer
der Fiannas. Grania überredet Diarmud mit ihr zu fliehen. Schließlich
ergreifen Finn's Truppen die beiden und töten Diarmud.
Der Hill of Tara lohnt sich aber ansonsten eigentlich nur, wenn man einen Helikopter
dabei hat. Will sagen: Die Luftaufnahmen sind recht eindrucksvoll, vom Boden
sieht er eher wie ein Golfplatz aus. Ob Grania und Diarmud Golf gespielt haben?
Ein absoluter Höhepunkt hingegen wieder war das Trim Castle, die besterhaltenste Normannenburg Irlands aus dem Jahre 1172. Die 5 Mio. Euro teure Restaurierung ist das Beste, was ich je gesehen habe. Anstatt das Schloss wieder komplett aufzubauen, so daß man nicht mehr weiß, was alt und was neu ist, oder es, im Gegenteil, weiterverfallen zu lassen, hat man versucht, das Bestehende zu konservieren. Dazu hat man lediglich die Außenmauern mit einer Art Zeltdach bespannt, die Fenster mit Plexiglasscheiben, insbesondere als Schutz vor den Vögeln, versehen und Stege auf den verschiedenen Etagen eingezogen. Darüber hinaus zeigen drei Modelle anschaulich die Entwicklung des Schlosses über die Jahrhunderte.
Als wir uns, mehr durch Zufall, in
Naas ein B&B suchen wollen, geraten wir mal wieder an eine "This place
is very special, that makes it more expensive"-Tante. Die findet man sonst
bevorzugt in Galway. 32 Euro für ein B&B in einer derart durchschnittlichen
Stadt wie Naas sind wir absolut nicht bereit zu zahlen, auch wenn es nur 20
Meilen von Dublin entfernt liegt. Wir entschlossen uns, einfach etwas weiterzufahren
und fanden 9 km weiter in Blessington ein B&B für 25 Euro.